Der Geruch bestimmt die Reaktion eines Menschen mit. Nicht nur Worte, Aussehen oder Handlungen, sondern auch der Duft beeinflusst die Wahrnehmung und das Verhalten. So genannte Pheromone dienen beim Menschen zur Geruchskommunikation. Diese Botenstoffe funktionieren wie „Hormone in der Luft“ und werden über apokrine Schweißdrüsen vom Körper abgesondert. Damit kommt dem Schweiß neben der Regulation des Wärmehaushalts eine weitere wichtige Rolle zu.
Was bislang vor allem im Tierreich erforscht und bewiesen ist, wird seit einigen Jahren immer mehr auch für den Menschen untersucht. In der Geruchskommunikation, der so genannte olfaktorischen Kommunikation, wird die Zusammenwirkung zwischen unterschiedlichen Geschlechtern, Hormonen und Geruchsstoffen erforscht.
Allerdings ist Wirkung von Pheromonen stark von der Situation, Erziehung und anderen Sinneseindrücken abhängig. Gerade beim Menschen ergibt sich so ein extrem komplexes System, das selbst heutzutage noch wenig erforscht ist. Allein im menschlichen Schweiß sind neben Wasser und Salz über 250 Substanzen und Spurenelemente enthalten, deren Wirkung und Bedeutung zum Teil noch unbekannt ist.
Dennoch zeigen bereits zahlreiche Versuche, wie Menschen zielsicher „über die Nase“ kommunizieren. Beispielsweise kann ein neugeborenes Baby den Geruch seiner Mutter erkennen. Und im Gegenzug findet eine Mutter allein mit Hilfe ihrer Nase das richtige Hemd ihres Kindes aus einer Vielzahl von fremden Kinderhemdchen – auch wenn das Kind seit erst wenigen Stunden auf der Welt ist.
Gerüche können bestimmte Gefühle wie Sympathie und Antipathie auslösen und Stimmungen eines Menschen verändern. Das kann so weit gehen, dass selbst das Sozialverhalten und Sexualgebaren unbewusst verändert und angepasst wird. Sogar den Hormonstatus und körperliche Funktionen können bestimmte Düfte verändern und regeln. So steigert Orangenduft im Schlaf die Pulsrate und die Atmung, wie Experimente im Schlaflabor der Universität Bochum bewiesen. Im Gegenzug senkt Fäulnisduft die Atemfrequenz und den Puls.
Eines der wichtigsten männlichen Sexualhormone – Testosteron – findet sich auch als Abbauprodukt im menschlichen Schweiß. In Zusammenspiel mit Bakterien entsteht Androstenon, ein Pheromon das bei Säugetieren das Sexualverhalten steuert. Erst vor einigen Jahren ist es auch beim Menschen nachgewiesen worden. Seine Wirkung ist höchst unterschiedlich: Männer reagieren oftmals aggressiv und gewaltbereit, wie amerikanische Studien in Gefängnissen feststellen konnten. Hier hatten die Insassen in vermehrt gewalttätigen Gebäudetrakten höhere Androstenon-Werte. Bei Frauen ist die Wirkung von ihrem Zyklus abhängig. Je fruchtbarer die Phase ist, desto attraktiver ist wohl dieser Pheromon-Duft. Außerdem scheint es auch körperliche Funktionen zu beeinflussen. Denn Frauen ohne Androsteron in der Umgebung, wie in Mädcheninternaten oder Klöstern, haben später und seltener ihre Regel.
Diese ersten Erkenntnisse aus der Geruchskommunikation des Menschen brauchen keine Angst vor Manipulation zu machen. Die Wirkung von Pheromonen ist extrem vom Kontext abhängig. Und das Verhalten des Menschen ist weitaus komplexer und individueller als im Tierreich. Außerdem entscheidet neben dem Geruch auch das Aussehen über die Attraktivität. Deshalb bleiben Schweißflecken unter den Achseln weiterhin eher unästhetisch – auch mit Pheromonen.
Lehrstuhl für Geruchskommunikation an der Universität Bochum:
http://www.cphys.ruhr-uni-bochum.de